Weiter gehts

Sonntag, 29. Januar 2006

Auch die schönsten Zeiten gehen vorbei

Die Wochen ziehen ins Land und während sich zuhause alle Fragen wann die Jungens endlich mal gedenken ihren Weg fortzusetzen werden wir den Einheimischen immer Ähnlicher und bilden langsam eine feste Größe im Riverland. Und trotz alledem haben wir unsere Arbeit bei "Llloyd and Sons " eigendlich schon seit einer Woche beendet, wobei Sam jedoch gleich meinte er könnte uns noch einen neuen Job vermitteln ohne das wir unseren inzwischen liebgewonnen Wohnsitz aufgeben müssen. Den Abend nach unserem letzten respektive vorletzten Arbeitstag auf der Lloydfarm feierten zumindest Augi und Spenki standesgemäß, hierzu ein authentischer Zeitzeugenbericht:
Und hier eine weitere absonderliche Begebenheit aus diesem absonderlichen Lande:

Jüngst neulich trug es sich zu das es wieder Freitag werden wollte und da wir es zuliessen begaben sich Augi und ich an jenem denkwürdigen Abend in den hiesigen community club zu Lyrup (ein Gemeinschaftshaus für alle öffentlichen Tätigkeiten der "lyrupeans" also Bewohner unseres … na fast schon zweiten Heimatortes). Christian zog es leider, trotz mehrfacher Ermahnungen unsererseits, er würde sicher etwas verpassen vor, den Freitagabend als Sklave seiner materialistischen Gier mit Arbeiten zu verbringen… nein Spaß beiseite am Ende jener Nacht tat uns wohl allen dreien leid, dass er nicht dabei war.
Im Club angekommen erfuhren Augi und ich ziemlich schnell das kurz zuvor eine Beerdigung stattgefunden hatte und wir dachten schon wir seien beim anschliessenden Zeremoniell wohl etwas deplaziert - dem war allerdings nicht so. Diese verrückten Australier starten doch tatsächlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit ne Party - egal ob grad'n Pferderennen oder eben ein Begräbnis ist. Mit unserem Chef Sam, seiner angetrauten im 8. Monat schwangeren Sarah, einem Eröffnungsbier und nem Happen zu essen (Augi: ca.143 Tintenfischringe auf 10cm großem Teller; ich: Huhn) plauderten wir dann einige Stunden am Tisch bevor wir es den Zeigern unserer Uhren gleichtaten und vorrückten - nämlich and die Bar …
Sam hatte uns zuvor einen Drink ausgegeben und erwartete nun seinerseits lautstark das wir "bloody germans" ihm ein Getränk alkoholischer Art spendieren. Als ich jenes orderte muss ich wohl (weil schon nicht mehr ganz nüchtern) die Namen jener berühmten Männer Jack Daniels und Jim Beam vermurkst haben - jedenfalls war das was Sam bekam so ganz und gar nicht nach seinem Geschmack und es entwickelte sich ein 1 stündiger Diskurs über richtige und falsche Whiskeyarten, Bourbon oder nicht Bourbon etc… Zu jener Lehrveranstaltung gesellte sich alsbald ein wunderliches Wesen weiblicher Art welches Augi ganz treffend als Alienelch zu beschreiben wusste. Jenes temperamentvolle Fräulein war allerdings schon derart abgefüllt das sie immer wenn sie "Whiskey" oder "Bourbon" sagte äusserst sichtbar auf den tresen spuckte. Sie hatte sich angeblich kurz zuvor mit ihrem Mann gestritten und suchte wohl Zerstreuung bei uns friedlichen Deutschen
Als sich zu noch späterer Stunde dann fast alle personen verabschiedet hatten kam überraschend noch Sams Mutter Betty und gab uns ein Bier aus. Irgendwie sind Augi und ich dann noch bei einem gewissen Robin gelandet und fanden uns im ledergepolsterten Führerhaus eines australischen Vierzigtonners wieder, denn Robin war Fernfahrer zwischen Sydney und Adelaide. Nach weiteren 2 Stunden Konversation über Football und Irakkieg begaben wir uns dann, trotz Übernachtungsangebotes von Robin wieder zurück zu unserem Wohnwagen.

Der Tag nach jenem Ereignis bestand für Augi und mich noch in 3 Stunden Arbeit, die letzten paar grünen Bälle von den Bäumen abzureißen und anschließend mit unserem Gefährt Bettys Mechaniker unsere Aufwartung zu machen, unsere Scheibenwischer, ihr wisst schon.
Dort wurde uns erstmal jedem ein kühles Bier in die Hand gedrückt und anschließend unser Auto analysiert. Das Problem stellte sich dann doch als größer heraus als zunächst angenommen aber eine Reperatur, welche die Entfernung der kompletten Cockpitverkleidung beinhaltet, in Aussicht gestellt. Anschließend holten uns Sam und Freundin ab und fuhren mit uns zur neuen Farm und luden uns noch zum Essen im edlen Renmark-Club ein. Da wir für den Abend auch noch ne Einladung zu Schmitts nach Berri hatten haben wir uns mal auf Kinderportionen beschränkt. Kaum waren wir wieder zurück auf unser Farm meinte Betty ob wir bei der Hitze nicht lieber zu ihr kommen wollen, naja und es gab natürlich wieder freie Getränke. Nachdem wir die Einladung zum abendlichen Großleinwandvideo schauen ablehnen machten wir uns auf zum Hause Schmitt. Nach einer Runde Billiard mit Hausherrn Kevin stieß dann auch noch die gesammelte Familie Klein zu uns und verbrachten wiedermal einen tollen Abend inklusiver Unmengen verschiedener Schlemmereien während draußen ein Gewitter tobte. Todmüde traten wir schließlich unseren Heimweg an und schliefen wie die Murmeltiere. Den nächsten Tag, wie sollte es ander sein, waren wir wieder bei Betty eingeladen, wegen der Hitze natürlich. Ums kurz zu machen: Mampf.
Montag Morgen brachen wir dann auf nach Renmark. Die neue Arbeit ist im weitesten Sinne die Gleiche, die Leute auch in Ordnung und wir bekommen jede Mittagspause nen Krug kühlen Saft während der Hund des Hauses versucht unser Essen zu stehlen. In der aufgrund der kürzeren Arbeitszeit nun reich bemessenen Freizeit folgt momentan nicht zuletzt dank Betty ein Großereignis dem anderen. Gelegentliche Einladungen zum Essen oder zumindestens zum Kühlen bei Betty sind da beinahe noch das Geringste.
Am 26.01 war übrigens Australia Day. Gut beim Gedanken an nen Nationalfeiertag bekommt der durchschnittliche Deutsche ja eher Kopfschmerzen, wir allerdings haben uns das für den nächsten Morgen aufgehoben. Für uns begann der Tag damit mit Betty nach Paringa zum "Aussi Breakfast" zu fahren. Dieses " Frühstück" stellte sich dann als gediegene Mischung zwischen Grillfest und Heimatveranstaltung heraus, inklusive Einbürgung einiger neuer Australianer. Wir wurden selber auch gefragt und mußten wirklich einen Moment überlegen bis wir uns dann schweren Herzens gegen eine übereilte Einbürgerung entschieden. Als ich grade auf dem Weg zum Grillstand war und mir neuen gerösteten Schinken wollte trat ein junger Mann mit Mikro auf mich zu und stellte mir allerlei Fragen, allen voran natürlich ob ich denn das kostenlose Essen genösse. Kurz und knapp, das Interview lief paar Stunden später im Nationalradio Südaustraliens. Ansonsten amüsierten wir uns noch prächtig bei so allerlei Ehrungsveranstaltungen, dem zeremoniellen Hissen der Flagge und dem Absingen der neuen Hymne, der alten Hymne und ein paar anderen " Heimatklassikern" und das ganz ohne uns schähmen zu müssen, ach wir Deutschen sind doch nur neidisch das andere Völker offenen Herzens stolz auf ihr Land und ihre Demokratie sein dürfen. Auf dem Rückweg sind wir dann noch am Bierautomaten vorbeigefahren und Betty quittierte das mit Bierdose am Lenkrad nur damit daß doch heute Australia Day wäre. Nachmittags wurden dann kollektiv die Top-100-Hits des letzten Jahres im Radio gehört, umrahmt mit weiteren Mengen an Grillfleisch und Flüssighopfen. Während Augi und ich dann gegen Abend noch zur Nationalfeiertagsveranstaltung in die Kirche nach Berri fuhren war die gesammelte restliche Truppe inklusive Spenki Cricket spielen. Nachdem sich in Berri dann die Liedabsingzeremonie des Morgens wiederholte, diesmal allerdings mit dem in eine Australienflagge gekleideten Pastor Tim an der Gitarre gings wieder heim. Wir erreichten zeitgleich mit Betty und einem Bekannten das heimatliche Haus und wenig später stießen auch Carl, Spenki und die Sudanesen hinzu. Mit der dritten Ladung Grillfleisch und von Betty spendierten Whiskey und Rum klangen dann die abendlichen Stunden des Aussidays aus, in gemütlicher Runde an irgendwelche Autos gelehnt und Lautstark die Demokratie preisend.
Erstaunlicherweise waren wir dann doch noch recht pünktlich auf Arbeit am nächsten Tag, die Verspätung kam letztlich nur zu Stande weil mir mangels Sprit unser Untreues Gefährt nen halben Kilometer schieben mussten. Dafür gabs dann Abends nochmal Cricket, diesmal mit Augi und mir, und tatsächlich inzwischen verstehen wie sogar annährend die Regeln und haben festgestellt daß das Spiel eigentlich recht spaßig ist.

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