Sonntag, 29. Januar 2006

Auch die schönsten Zeiten gehen vorbei

Die Wochen ziehen ins Land und während sich zuhause alle Fragen wann die Jungens endlich mal gedenken ihren Weg fortzusetzen werden wir den Einheimischen immer Ähnlicher und bilden langsam eine feste Größe im Riverland. Und trotz alledem haben wir unsere Arbeit bei "Llloyd and Sons " eigendlich schon seit einer Woche beendet, wobei Sam jedoch gleich meinte er könnte uns noch einen neuen Job vermitteln ohne das wir unseren inzwischen liebgewonnen Wohnsitz aufgeben müssen. Den Abend nach unserem letzten respektive vorletzten Arbeitstag auf der Lloydfarm feierten zumindest Augi und Spenki standesgemäß, hierzu ein authentischer Zeitzeugenbericht:
Und hier eine weitere absonderliche Begebenheit aus diesem absonderlichen Lande:

Jüngst neulich trug es sich zu das es wieder Freitag werden wollte und da wir es zuliessen begaben sich Augi und ich an jenem denkwürdigen Abend in den hiesigen community club zu Lyrup (ein Gemeinschaftshaus für alle öffentlichen Tätigkeiten der "lyrupeans" also Bewohner unseres … na fast schon zweiten Heimatortes). Christian zog es leider, trotz mehrfacher Ermahnungen unsererseits, er würde sicher etwas verpassen vor, den Freitagabend als Sklave seiner materialistischen Gier mit Arbeiten zu verbringen… nein Spaß beiseite am Ende jener Nacht tat uns wohl allen dreien leid, dass er nicht dabei war.
Im Club angekommen erfuhren Augi und ich ziemlich schnell das kurz zuvor eine Beerdigung stattgefunden hatte und wir dachten schon wir seien beim anschliessenden Zeremoniell wohl etwas deplaziert - dem war allerdings nicht so. Diese verrückten Australier starten doch tatsächlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit ne Party - egal ob grad'n Pferderennen oder eben ein Begräbnis ist. Mit unserem Chef Sam, seiner angetrauten im 8. Monat schwangeren Sarah, einem Eröffnungsbier und nem Happen zu essen (Augi: ca.143 Tintenfischringe auf 10cm großem Teller; ich: Huhn) plauderten wir dann einige Stunden am Tisch bevor wir es den Zeigern unserer Uhren gleichtaten und vorrückten - nämlich and die Bar …
Sam hatte uns zuvor einen Drink ausgegeben und erwartete nun seinerseits lautstark das wir "bloody germans" ihm ein Getränk alkoholischer Art spendieren. Als ich jenes orderte muss ich wohl (weil schon nicht mehr ganz nüchtern) die Namen jener berühmten Männer Jack Daniels und Jim Beam vermurkst haben - jedenfalls war das was Sam bekam so ganz und gar nicht nach seinem Geschmack und es entwickelte sich ein 1 stündiger Diskurs über richtige und falsche Whiskeyarten, Bourbon oder nicht Bourbon etc… Zu jener Lehrveranstaltung gesellte sich alsbald ein wunderliches Wesen weiblicher Art welches Augi ganz treffend als Alienelch zu beschreiben wusste. Jenes temperamentvolle Fräulein war allerdings schon derart abgefüllt das sie immer wenn sie "Whiskey" oder "Bourbon" sagte äusserst sichtbar auf den tresen spuckte. Sie hatte sich angeblich kurz zuvor mit ihrem Mann gestritten und suchte wohl Zerstreuung bei uns friedlichen Deutschen
Als sich zu noch späterer Stunde dann fast alle personen verabschiedet hatten kam überraschend noch Sams Mutter Betty und gab uns ein Bier aus. Irgendwie sind Augi und ich dann noch bei einem gewissen Robin gelandet und fanden uns im ledergepolsterten Führerhaus eines australischen Vierzigtonners wieder, denn Robin war Fernfahrer zwischen Sydney und Adelaide. Nach weiteren 2 Stunden Konversation über Football und Irakkieg begaben wir uns dann, trotz Übernachtungsangebotes von Robin wieder zurück zu unserem Wohnwagen.

Der Tag nach jenem Ereignis bestand für Augi und mich noch in 3 Stunden Arbeit, die letzten paar grünen Bälle von den Bäumen abzureißen und anschließend mit unserem Gefährt Bettys Mechaniker unsere Aufwartung zu machen, unsere Scheibenwischer, ihr wisst schon.
Dort wurde uns erstmal jedem ein kühles Bier in die Hand gedrückt und anschließend unser Auto analysiert. Das Problem stellte sich dann doch als größer heraus als zunächst angenommen aber eine Reperatur, welche die Entfernung der kompletten Cockpitverkleidung beinhaltet, in Aussicht gestellt. Anschließend holten uns Sam und Freundin ab und fuhren mit uns zur neuen Farm und luden uns noch zum Essen im edlen Renmark-Club ein. Da wir für den Abend auch noch ne Einladung zu Schmitts nach Berri hatten haben wir uns mal auf Kinderportionen beschränkt. Kaum waren wir wieder zurück auf unser Farm meinte Betty ob wir bei der Hitze nicht lieber zu ihr kommen wollen, naja und es gab natürlich wieder freie Getränke. Nachdem wir die Einladung zum abendlichen Großleinwandvideo schauen ablehnen machten wir uns auf zum Hause Schmitt. Nach einer Runde Billiard mit Hausherrn Kevin stieß dann auch noch die gesammelte Familie Klein zu uns und verbrachten wiedermal einen tollen Abend inklusiver Unmengen verschiedener Schlemmereien während draußen ein Gewitter tobte. Todmüde traten wir schließlich unseren Heimweg an und schliefen wie die Murmeltiere. Den nächsten Tag, wie sollte es ander sein, waren wir wieder bei Betty eingeladen, wegen der Hitze natürlich. Ums kurz zu machen: Mampf.
Montag Morgen brachen wir dann auf nach Renmark. Die neue Arbeit ist im weitesten Sinne die Gleiche, die Leute auch in Ordnung und wir bekommen jede Mittagspause nen Krug kühlen Saft während der Hund des Hauses versucht unser Essen zu stehlen. In der aufgrund der kürzeren Arbeitszeit nun reich bemessenen Freizeit folgt momentan nicht zuletzt dank Betty ein Großereignis dem anderen. Gelegentliche Einladungen zum Essen oder zumindestens zum Kühlen bei Betty sind da beinahe noch das Geringste.
Am 26.01 war übrigens Australia Day. Gut beim Gedanken an nen Nationalfeiertag bekommt der durchschnittliche Deutsche ja eher Kopfschmerzen, wir allerdings haben uns das für den nächsten Morgen aufgehoben. Für uns begann der Tag damit mit Betty nach Paringa zum "Aussi Breakfast" zu fahren. Dieses " Frühstück" stellte sich dann als gediegene Mischung zwischen Grillfest und Heimatveranstaltung heraus, inklusive Einbürgung einiger neuer Australianer. Wir wurden selber auch gefragt und mußten wirklich einen Moment überlegen bis wir uns dann schweren Herzens gegen eine übereilte Einbürgerung entschieden. Als ich grade auf dem Weg zum Grillstand war und mir neuen gerösteten Schinken wollte trat ein junger Mann mit Mikro auf mich zu und stellte mir allerlei Fragen, allen voran natürlich ob ich denn das kostenlose Essen genösse. Kurz und knapp, das Interview lief paar Stunden später im Nationalradio Südaustraliens. Ansonsten amüsierten wir uns noch prächtig bei so allerlei Ehrungsveranstaltungen, dem zeremoniellen Hissen der Flagge und dem Absingen der neuen Hymne, der alten Hymne und ein paar anderen " Heimatklassikern" und das ganz ohne uns schähmen zu müssen, ach wir Deutschen sind doch nur neidisch das andere Völker offenen Herzens stolz auf ihr Land und ihre Demokratie sein dürfen. Auf dem Rückweg sind wir dann noch am Bierautomaten vorbeigefahren und Betty quittierte das mit Bierdose am Lenkrad nur damit daß doch heute Australia Day wäre. Nachmittags wurden dann kollektiv die Top-100-Hits des letzten Jahres im Radio gehört, umrahmt mit weiteren Mengen an Grillfleisch und Flüssighopfen. Während Augi und ich dann gegen Abend noch zur Nationalfeiertagsveranstaltung in die Kirche nach Berri fuhren war die gesammelte restliche Truppe inklusive Spenki Cricket spielen. Nachdem sich in Berri dann die Liedabsingzeremonie des Morgens wiederholte, diesmal allerdings mit dem in eine Australienflagge gekleideten Pastor Tim an der Gitarre gings wieder heim. Wir erreichten zeitgleich mit Betty und einem Bekannten das heimatliche Haus und wenig später stießen auch Carl, Spenki und die Sudanesen hinzu. Mit der dritten Ladung Grillfleisch und von Betty spendierten Whiskey und Rum klangen dann die abendlichen Stunden des Aussidays aus, in gemütlicher Runde an irgendwelche Autos gelehnt und Lautstark die Demokratie preisend.
Erstaunlicherweise waren wir dann doch noch recht pünktlich auf Arbeit am nächsten Tag, die Verspätung kam letztlich nur zu Stande weil mir mangels Sprit unser Untreues Gefährt nen halben Kilometer schieben mussten. Dafür gabs dann Abends nochmal Cricket, diesmal mit Augi und mir, und tatsächlich inzwischen verstehen wie sogar annährend die Regeln und haben festgestellt daß das Spiel eigentlich recht spaßig ist.

Dienstag, 10. Januar 2006

Lemon Tree

Kann man Bäume hassen...
Kann man Bäume hassen? - Oh ja man kann!! Und zwar Zitronenbäume, welchen wir uns letzten Samstag mit Handschuhen und Beutel bewaffnet nähern mussten um ihnen ihr kostbares Gut zu entreißen. Garstigerweise besitzt jene Sorte Baum im Gegensatz zu den eher freundlich gesinnten Orangenbäumen- einen ausgeklügelten Abwehrmechanismus gegen Strauchdiebe wie uns. Will man den Bäumen nämlich an die Frucht muss man 2 effektive Verteidigungsbollwerke durchdringen: Zum Zwecke der Tarnung hängt der besagte Baum erstmal alle Blätter und Äste die er besitzt so über die Zitronen, dass sie von außen kaum erkennbar sind. Hat man dann (meist durch Zufall) einen oder mehrere der gelben Bälle erspäht und will sich ihnen durch das dichte Blätterwerk nähern, läuft man Gefahr an den bis zu 6cm langen Stacheln der Äste die halbe Schädeldecke einzubüßen. Da wir ja alle drei nicht gedient haben, traf uns dieser Kampfeinsatz ziemlich unvorbereitet und wir trugen einige blutige Wunden davon. Aber ich will mal nicht rumjammern zumal wir mit unserer Arbeit ja bis jetzt sehr zufrieden sein konnten und der Zitronenkrieg nur einen Tag tobte. Unser Kumpelchef Sam hatte dann auch Mitleid mit uns und mit dem freien Sonntag in Aussicht erholten wir uns recht schnell.
Zwei Tage vor jenem "Lemon Tree Day" trafen wir unsere Kumpelchefin Betty im Supermarkt worauf sie uns prompt zum Barbecue zu sich nach Hause einlud.
Ebenso bei Betty gegenwärtig waren an jenem Abend David, Steven und Carl aus dem Sudan sowie ein weiterer Carl aus Australien, welche alle auch auf der Farm arbeiten. Jener australische Carl ist, wie auch ich ein großer Fan der Serie "Gilmore Girls" und so kam es das ich mir mit ihm Folge 1-100 auf DVD ansah während Augi und Christian Betty Bilder von zu Hause vorführten.
Alles in Allem mal wieder eine tolle Woche, welche wir am Sonntag mit Kanufahren auf dem Murray ausklingen ließen.
Nur Betty glaubte uns schon verlustig gegangen als wir erst in der Dämmerung zurückkahmen und gab uns dann gleich noch Essen für 2 Tage mit. Nachdem wir Montag wieder Picken mussten - diesmal allerdings wenigstens Orangen - luden uns Sam und Matthew Abends noch zum Wakeboarding ein, also quasi Wasserskifahren auf Knien. Das war vieleicht herrlich, wie wir dort uebers Wasser geschlenkert wurden, Augi sogar ein paar Meter durchs Schilf, aber doch eher unabsichtlich wobei Christian lieber aufgab ohne sich dabei noch ernsthafte Verletzungen zuzufügen.

Donnerstag, 5. Januar 2006

Neues Jahr

Halt ! Sie haben dieses Phantastische Weblog schon vergessen ? Sie haben es bereits wegen fehlenden neuen Inhaltes aus der Liste ihrer bevorzugten Webseiten gestrichen ? Damit ist nun Schluss, denn wir sind wieder da. Nun denn, wie die meisten von euch gemerkt haben: Es war Weihnachten. Ein trautes Fest in Familie das von Jahr zu Jahr allerdings an Gewohnheit und Routine zunimmt und dabei ganz beiläufig seinen Zauber verliert hatten wir dieses Jahr nicht.An einem gewissen traditionellen Tagesablauf haben wir es allerdings dennoch nicht missen lassen. Der Tag wurde angenehm ruhig und erholsam gestaltet, denn bis zum Vortag standen wir ja schließlich noch auf dem Feld, und man kann nicht gerade sagen dass wir gefroren haben. Augi hat zumindest den obligatorischen Kartfoffelsalat bereitet, für uns, für Betty und für Familie Klein und so war er eigentlich den ganzen Tag beschäftigt während wir anderen auf der Faulen Haut lagen. Die Christnacht war fast wie zu Hause mit nem Fünkchen mehr Puklikumsorientiertheit die den Australischen Gottesdiensten ja allgemein eigen ist. Anschließend haben uns Schmidts noch auf ein Bier eingeladen und wir waren noch recht lange da und haben uns über Bewässerungssysteme und andere Wichtigkeiten unterhalten. Nach nem kurzen Ausflug zu Telefonzelle saßen wir dann um 11 wieder vor unserem Wohnwagen und ließen den Tag geruhsam ausklingen. Nachdem wir uns noch einen weiteren Tag dem Laster des Müßiggangs hingaben, holte uns Sam Montag zum Angeln ab. Drei Autos, 2 Boote auf den Anhängern und los ging die Odyssee zurück nach Victoria an den Murray River. Uns wurde Bier und Angeln in die Hand gedrückt, ein guter Fang gewünscht und die 6 älteren Herren (Sam und seine Grundschuldkameraden) brausten in ihren Booten davon. Nachdem wir noch das von Spenki unglücklich festgefahrene Auto befreit hatten warfen wir unsere Köder (zum Teil noch lebende Krebse) aus. Augi hatte dann schon sehr bald nichts mehr zu tun da er seine Angel verhakt hatte und schnappte sich ein Buch, ich tats ihm aus selbem Grund wenig später gleich. Bis Sam und seine Leute vom ersten Bootstrip zurückkamen gabs demensprechend auch keinen Fang. Später durften wir dann auch mit auf die Boote und hatten ne menge Spaß dabei. Die Gegend verwandelte sich nach einigen hundert Metern zu dem was man sich unter den Everglades vorstellt nur ohne den vielen Seitenarmen und Krokodilen. Abends gabs dann wie nicht anders zu erwarten Barbecue, und laut ofiziellen Anglerregeln mussten man nach dem Essen vom Bier auf Bourbon, oder in unserem Fall Wodka überwechseln. Wir hielten uns nicht wirklich zu 100% dran zumal Augi zwischendurch beim Aufstehen die halbvolle Wodkaflasche umgekippt hat, somit wäre das Thema dann auch erledigt gewesen. Anschließend haben wir seid sehr langem mal wieder im Auto übernachtet. Mitten in der Nacht kam Sam nochmal vorbei und klopfte ans Fenster, was denn los sei mit den Krauts und Lichtensteins (beides Spitznamen für uns). Am nächsten Morgen gings dann zu nem anderen Nebenarm des Murray, die Jungs sind wieder in ihren Booten los, wir verblieben am Ufer. Und tatsächlich, nach ner halben Stunde zog ich was an Land. Den Traum eines jeden Australischen Anglers, einen Original Murray Cot, leider war dieser nur 35cm und somit zu klein, also ließen wir ihn wieder frei. Hätte ohnehin Bedenken gehabt einen vom Aussterben bedrohten Fisch zu essen. Zur Mittagszeit war dann Aufbruchstimmugn da um 2 irgendwelche Cricket-Finals anfingen. Haben dann im Wohnwagen noch ein Stündchen geschlafen und Mittag gemacht, und sind anschließend nach Adelaide aufgebrochen. Den Schlüssel zu ihrem Haus hatte Betty uns am 25. freundlicherweise noch vorbei gebracht. Die 3 Stunden auf dem Highway hab ich dann weitestgehend verschlafen, aber vermutlich waren die ohnehin nicht so spannend, zumindest erreichten wir gegen Abend Bettys Häuschen, und das war tatsächlich noch mehr als wir erwartet hatten. Drei Zimmer, Küche, Bad, Terasse, Kabelfernsehen, Audio-Anlage, ne komplett Ausgestattete Küche mit fast jedem Schnickschnack, Waschmaschine, und das tollste: ne richtige Dusche. Was uns nur etwas mulmig machte war die beinahe perfekte Sauberkeit der Unterkunft, die wir uns kaum zutrauten am Ende wieder herzustellen.
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Die nächsten Tage genossen wir die zunächst noch milden Temperaturen und erkundeten Adelaide. Die Stadt zeichnete sich gegenüber ihren beiden größeren Schwestern vor allem dadurch aus dass man selbst in der Innenstadt günstig parken kann und allgemein nicht soviel Wooling ist. Die inzwischen zum Standartgewordene Kultour umfasste hier National Gallery, National Museum und Migration Museum und die wahrscheinlich größte Pfefferkuchenkonstruktion Australiens im Foyer des Hilton-Hotels. Ansonsten genossen wir die wie schon gesagt ruhige Innenstadt, kauften neuen Lese- und Hörstoff und lebten einfach mal wieder ein bisschen ohne auf die Uhrzeit schauen zu müssen. Ein etwas kurioser Vorfall möchte nicht unerwähnt bleiben. Als wir am 30. Baden gehen wollten, da wir den Strand nun mal schon direkt vor der Haustür hatten stießen wir auf eine interessante Australische Tradition zum Jahreswechsel: Man breite ein Handtuch am Strand aus und siebe anschließend sämtlichen Sand welcher sich davor befindet durch die Finger hindurch auf jenes Handtuch. Wenn man fest daran glaubt und ein klein wenig Glück hat findet man dann den Autoschlüssel den man vor Beginn des Rituals dort trottlicherweise hat fallen lassen.
Den Jahreswechsel selbst verbrachten wir 9,5 Stunden eher als der gemeine Mitteleuropäer am Victoria Square im Zentrum von Adelaide das auf einmal vor Leuten nur so barst. Anschließend tranken wir in ner Kneipe noch ein maßlos überteuertes deutsches Bier und lagen dann halbdrei auch schon wieder in unseren Betten. Den Abend des ersten Januars verbrachten wir mit einer Komplettreinigung unseres Gefährtes die auch sehr dringend mal nötig war und da wir grade nen Staubsauger zur Verfügung hatten bot sich dies auch wirklich an, war schon ein sehr putziges (im warsten Sinne des Wortes) Ritual. Am nächsten Morgen taten wir selbiges noch mit der kompletten Wohnung, und das ohne Frühstück. Unsere Vorräte waren nämlich alle und komischerweise ist am 2.1. in Australien Feiertag, was wir natürlich vorher nicht wussten. Nachdem wir uns schließlich unter Tränen von unserem Haus verabschiedet hatten gings nach Hahndorf, eine deutsche Gründung und angeblich das typisch deutsche Dorf. Von deutschem Flair war außer vereinzelten Speisekarten und Souvenirständen allerdings wenig zu merken, aber immerhin gabs dort ne offenen Bäckerei und so konnten wir wenigstens unseren Hunger notdürftig stillen. Und schließlich gings dann wieder nach Hause zu unserem Wohnwagen, schließlich hieß es am nächsten Morgen um 6 Uhr wieder "Aufstehen ! Arbeit !"

Dienstag, 20. Dezember 2005

Weihnachtliche Stimmung macht sich breit

Und wieder sind 2 Wochen ins Land gezogen. Die Gerüchte über unseren Tod sind stark übertrieben, wir sind immer noch sehr vital, meistens. Heute war der bisher heißeste Tag der Saison, glücklicherweise haben wir schon ’ne Stunde eher angefangen zu arbeiten, sonst hätten sich die oben erwähnten Gerüchte vielleicht doch noch bestätigt. Zwei Tage lang haben wir jetzt mal von unsrer üblichen Beschäftigung des Baumausdünnens Abstand genommen und gepickt, d.h. gepflückt. Dazu Folgendes: Man stelle sich die typische australische Familie vor, Vater, Mutter, Kind, alle mit mächtigen Schwänzen und dem obligatorischen Beutel, richtig, gemeint sind Känguruhs. Nun, da wir ja sehr tolerant sind, beschlossen wir (oder eher Sam) deren Kultur intensiver zu erleben und mit Beuteln über die Farm zu spazieren, pardon zu hüpfen. Allerdings hatten wir in unseren Beuteln keine kleinen flauschigen Känguruhkinder sondern in gefülltem Zustand bis zu 30 kg Orangen. Kurzum die Arbeit war wesentlich härter, aber heute durften wir wieder „thinning“ machen, was trotz der Hitze wesentlich angenehmer ist.
Ansonsten geht alles seinen Gang. Letzte Woche Sonntag, also nicht vorigen, waren wir bei Pastors zum Essen eingeladen und verbrachten dort im klimatisierten Haus mehr oder weniger den Rest des zweitheißesten Tages dieser Saison. Vorgestrigen Sonntag war Grillen und Weihnachtsliedersingen mit der Gemeinde, unseren Chefs und den Sudanesen. Und es war ja so klar dass jeder etwas in seiner Muttersprache beitragen sollte, wo sich Augi durch gekonnten Mundharmonikaeinsatz geschickt herumdrückte und mich und Spenki zu Alle Jahre wieder begleitete. Ansonsten ist nicht viel passiert, wie auch. Unser Leben besteht momentan mehr oder weniger aus Arbeiten und sich von der Arbeit erholen.

Montag, 5. Dezember 2005

Neuer Job, neues Glück

Hallo liebe Familien, Freunde und Fans.
Eine weitere Woche ist Downunder
und im Rest der Welt vergangen.
Wir sind in Berri geblieben, beziehungsweise 10km weiter nach Lyrup gezogen wo wir seid vergangenem Mittwoch wieder in Lohn
und Brot stehen. Unsere Arbeitgeberin haben wir bereits zum 1. Advent in der Kirche kennen gelernt, vom Pastor ihre Telefonnummer bekommen und schließlich unsere Arbeit aufgenommen. Unsere Hauptaufgabe besteht darin Orangenbäume auszudünnen also alles was zu klein, zu dicht (wie Spenki) oder von diversen Narben verunstaltet ist (wie Augi und Ich) abzurupfen. Dankenswerter Weise waren unser 2. und 3. Arbeitstag erstmal 2 der 10 jährlichen Regentage in dieser Gegend womit es nicht ganz so heiß war. Dafür durften wir zur Abwechslung mal 2 Stunden im noch nassen Boden Unkraut hacken, dank Florian war ich hierauf ja schon bestens trainiert. Unsere Chefin und ihr Sohn, unser Aufseher sind beide sehr nett, das Gehalt durchaus angemessen und es herrscht eine entspannte Arbeitsatmossphäre. Freitag waren wir zur "Christmas Parade" im Nachbarort Renmark. Die ganze Zeremonie erinnerte durchaus an den Kölner Karneval, es fuhren haufenweise Themenwagen und die Bonbons flogen, zum Unmut der anwesenden Kinder allerdings keineswegs so reichlich wie "daheim" in Kölle. Samstag war dann noch mal Arbeitstag am späten Nachmittag begann jedoch die Betriebsweihnachtsfeier. Hier gabs Grillschwein, Truthahn, Christmas-Pudding und sonstige Leckereien, ahja und Massenweise Gerstensaft zum nachspülen, und das alles Gratis, wir wussten gar nicht wie uns geschah.
10schwein
Spenki war dann halb 9 allerdings schon wieder im Bett, die "Arbeit" schlaucht so nen kleinen Kerl schon ein bisschen mehr als die etwas Massigeren. Eine der Arbeitergattinen wollte uns dann Abends noch in die Disko schleppen, was wir aber dankend ablehnten und dann schliesslich auch in den heimischen Wohnwagen aufbrachen. Dieserjenigewelche ist jetzt also unser Zuhause, ein schwedisches Original welcher einen an längst vergangene Ostseeurlaube erinnern lässt. Ringsum sind wir von ner Wand aus riesigen Orangenkisten eingemauert die Schatten und Privatssphäre spenden und das mehr oder weniger mitten auf der Farm, unser morgendlicher Arbeitsweg ist somit kürzer als ein Kilometer. Wir bekamen heute sogar in Aussicht gestellt dass wir demnächst ne Warme Dusche bekommen, momentan haben wir leider nur ne Kalte, aber hey, ist ja warm genug hier. Nach dem gestrigen Adventsgottesdienst wurden wir schliesslich auch noch geschlossen zum Mittagessen beim Pastor eingeladen, allerdings erst für nächste Woche. Die junge Dame die letzte Woche Augi ansprach stellte sich übrigens als seine musikalisch überaus begabte Tochter heraus.

Soviel zum aktuellen Status, aktuelle Bilder kommen mit in die Galerie "Mildura-Berri"

Montag, 28. November 2005

hier koennte ein titel stehen...

Hiermit soll den Neugierigen daheim, nach knapp 3 Wochen, endlich einmal mit Neuigkeiten gedient werden. Keine Zeit, keine Zeit bisher; wir waren wirklich so was von ausgelastet die
letzten Wochen
… denn wir haben, Höre! und Staune! Arbeit gefunden, und zwar als Bunch-Trimmer, was bedeutet dass wir Weinreben von Blättern, Ästen und kleinen Anhängseln, den Widows befreit haben. Eigentlich würde ich es eher Zeit-Tot-Schlagen nennen als Arbeit, denn am Ende haben wir das für 4 $ pro Stunde gemacht, nach den 7 Tagen war es das Geld nicht wert, zumal unsere Hände nun zerschnitten und zerschunden sind. Die Arbeit war auch wirklich sehr ermuedent und eintönig, wir wurden nur deshalb wach gehalten, weil unsere türkischen Kollegen aller halben Stunden Lieder anstimmten, die nach Moschee klangen. Eine andere Sache waren unsere Supervisor, nachdem wir von unserem dritten Vorarbeiter die dritte Meinung darüber gehört hatten, wie man am "richtigsten" Bunch-Trimming macht und alles was wir vorher darüber gehört haben, falsch war, haben wir einfach diese 3 Arbeitstechniken zu einer vereinigt, waren damit zwar gründlicher als unsere Kollegen mit 10 Jahren Arbeitserfahrung, aber auch noch nicht einmal halb so schnell (womit am Ende auch unser schlechter Verdienst zu begründen wäre).
Ein kleines Stück Outback-Feeling hatten wir auf unserem Weg in den Grampians National Park, als wir versehentlich von der Hauptstrasse auf eine Schotterpiste abkamen, die uns eine ganze Weile durch Eukalyptuswälder in einem riesigen Talkessel geführt hat, weit und breit kein Mensch aber genau eine Echse die nun auf ihrem Rücken unseren Reifenabdruck führt.
01-kanguruhs
In dieser Nacht haben wir auch neben einer ganzen Herde Kängurus geschlafen, die auf dem Sportplatz in Halls Gap gegrast haben. Die waren aber so was von zutraulich, man konnte sich denen bis auf Armeslänge nähern. Den nächsten Morgen war der Sportplatz so zugekackt, die Cricket-Spieler in ihren weißen Pullundern, müssen geflucht haben.
Inzwischen hat es uns bis nach South Australia verschlagen, genauer nach Berri. Leider wollen die Suedaustralier nicht die Fruchtfliegen der Victorianer in ihrem Bundesstaat haben und somit mussten wir dem Beamten an der Grenze unser gesamtes Obst und Gemüse überlassen.
Laut Kalender war ja gestern der erste Advent, oh Wunder oh Wunder, davon ist hier abgesehen von den Supermärkten gar nichts zu spüren, so waren wir gestern in der Lutheran Church von Berri, wo es nach dem Gottesdienst wieder einmal Lunch gab, zu dem wir herzlich eingeladen waren. Begruesst wurden wir von Mrs Stolz, die Predigt war von Mr Klein und eine Einladung zum Duschen in sein Haus (+ eine Kiste Orangen und eine Führung über seinen Weinberg) bekamen wir von Mr Kevin Schmidt. Deutsche Spuren wohin man blickt, nur noch konzentrierter findet man sie im hiesigen Backpacker Hostel, zusammen mit einer Menge Japanern.
Eine Parallele die mir auffiel und die auf keinen Fall zynisch sein, sondern nur ein Stück Geschichte wiedergeben soll: nach Ausbruch des 2. Weltkrieges, 1941 wurden Italienische, Japanische und Deutsche, die zum grossteil inzwischen australische Buerger waren, in Camps gebracht (eines davon stand auch hier in Berri), sie wurden dort bis zum Ende des Krieges gehalten, konnten dort aber weiter ihrer Arbeit nachgehen. Ebenso wurde den meisten deutschen Ortsnamen ein aboriginal Name gegeben.

Samstag, 12. November 2005

Great Ocean Road

In den letzten 3 Tagen haben wir mal wieder richtig “Strecke gemacht” und sind weitere 200 km auf unserer Fahrt in diesem riesigen Land vorangekommen.
Die Great Ocean Road, die uns inzwischen bis nach Warnambool gefuehrt hat, hat dabei ihrem Namen alle Ehre gemacht. Klippen, scharfe Kurven 30 Meter ueber dem Meer entlang, einsame Straende und tosende Wellen, alles war dabei.
Noch nicht ganz herausgefunden haben wir, ob es nun erlaubt ist jederzeit und ueberall in unserm Holden die Nacht ueber zu schlafen, so kann es schon einmal vorkommen dass unser Auto unerlaubt die Weiten eines riesigen Parkplatzes fuer sich einnimmt. Letzte Nacht wurde uns das zum Verhaengnis, und mussten auf Anweisung einer Sicherheitskraft den Parkplatz kurz vor dem Einschlafen raeumen.
Ausserdem hatte sich kurz vorher eine Spinne in unsere (so dachten wir zumindest) spinnen – und schlangensichere Festung Holden Commodore eingeschlichen. Sie wurde, wie sich versteht, gebuehrend mit dem Tode bestraft.
Als wir uns kuerzlich einen Schlafplatz an einem ruhigen See ausgesucht hatten und gerade die Nudeln im Topf ueberkochten, bekamen wir Besuch. In Form einer ganzen Schulklasse, vielleicht 6. oder 7. Klasse.
Es fing damit an, dass ein kleiner Junge zu uns kam und fragte ob er uns was auf unserer Gitarre vorspielen konnte. Im Tausch mit einen Muffin,den er uns holte, stimmten wir zu, und als die restlichen Kinder sahen, wie er uns Smells Like Teenspirit vorschrammelte, war unser Mittagstisch ploetzlich von 30 Kindern umgeben. Sie wollten natuerlich Alles von uns wissen und als sie wieder so schnell verschwunden waren, wie sie kamen, waren sogar noch alle unsere Sachen an ihrem Platz.
Die beiden letzten Tage verbrachten wir schliesslich damit, die eindrucksvollen und atemberaubenden Felsformationen der Great Ocean Road zu bewundern. Wie das Meer hier gearbeitet hat und immer noch tut….
Wobei ja sicherlich die Bilder fuer sich Sprechen werden. Zum so genannten Blowhole sei zu sagen das dieses Becken mit einem 100 Meter langem Tunnel mit dem Meer verbunden ist.

Montag, 7. November 2005

Glücksträne

Zu jenem Zeitpunkt als wir per Telefon unsere Steuernummer durchgesagt bekamen schien für uns so etwas wie eine „lucky line“ begonnen zu haben. Als wir nämlich an einem der nachfolgenden Tage den, schon zu Routine gewordenen, Anruf bei der hiesigen Westpac Branch in Melbourne durchführten wurde uns mitgeteilt, dass unsere karten nun endlich eingetroffen und zur Abholung bereit seien. Leider währte die Freude darüber nicht lange denn nur einige Minuten später erfuhren wir, dass ein kaputter Laptop, welcher zum abschicken bereit schon in seiner postpac box schlummerte sich in genau1 land in Europa nicht versichern lassen kann – Deutschland!
Lange Mienen waren da natürlich die Folge zumal der erste wirklich heiße Tag in Australien seit unserer Ankunft uns auch körperlich zusetzte. Anschließend verließen wir dann zum (wirklich) letzten mal das schöne Eiland mit Namen Phillip in Richtung Melbourne.
OK ok ich höre euch schon lamentieren „..und das nennen die Glücksträhne..?“
Naja wir hatten jetzt zumindest schon mal Steuernummer + Westpac - Karte und der Zufall wollte es das sich auch das Notebookproblem noch lösen sollte:
Christians bekannte lud uns nämlich zu einem äußerst leckeren Barbecue zu sich nach Hause in einen Melbourner Vorort ein und ihr Freund war doch tatsächlich im Stande den Laptop wieder in Gang zu bringen. Fazit: Wir hatten in kürzester Zeit 1 leckeres Barbecue, 1 funktionierendes Notebook, mehrere kostenlose Biere, je 1 Westpac - Karte sowie je 1 Steuernummer.
Derart fröhlich gestimmt verbrachten wir dann die letzten Tage mit sightseeing was u.a. den Besuch eines Fußballspieles im Olympic Park (Melbourne vs. Queensland - 0:1), die Royal Botanic Gardens, das national Museum und die gallery beinhaltete.
Auch ereignete sich noch jene, zumindest für die beteiligten Personen amüsante Anekdote:
An einer Fußgängerampel in Melbourne wähnten sich 3 deutsche – räusper …naja Damen mit „Stil“ im Alter zwischen 20 u. 70 wohl in sprachlicher Isolation und sahen sich genötigt ihr Gegacker auf meinen militaristisch anmutenden NVA Rucksack zu lenken. Wie erstaunt waren doch ihrer Gesichter als ich mich ihnen in ihrer Landessprache zuwand und ihrer Ausführungen bestätigte… Sie selbst kleideten sich in …naja also ich würde es zeltplane oder 9,99€ NKD Faltgarage nennen.
Wir drei genießen jetzt unsere Glückssträhne und freuen uns auf die Great Ocean Road die wir in den nächsten Tagen in Angriff nehmen werden.

PS: Meine Sonnenbrille hab ich schon wieder verloren… so ein pech…

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